Explizites Denken verhilft zu mehr Dankbarkeit

Dankbarkeit als vorteilhafte Persönlichkeitseigenschaft

Mit Dankbarkeit ist eine Wahrnehmung und Wertschätzung des Guten in der Welt und im eigenen Leben gemeint, wobei uns bewusst ist, wie sehr wir selbst davon profitieren. Dankbarkeit kann sich als Gefühl in einer konkreten Situation äussern; sie kann sich aber auch zu einer Persönlichkeitseigenschaft entwickeln, die Bestand hat. In der Literatur wird erwähnt, dass das Dankbarkeitsgefühl die Freude an Aktivitäten steigern, die Aufmerksamkeit für angenehme Ereignisse erhöhen, negativen Gedankenkreisen entgegenwirken, positive Neubewertungen anregen und soziale Beziehungen fördern kann. Dabei zeigen sich auch positive Effekte bei depressiven Störungen 1.

Wohlsein als Grund für Dankbarkeit

Die meisten von uns haben allen Grund, dankbar zu sein. Dabei können wir ein Vorbild nehmen an wahrhaft gläubigen Menschen, die eine tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott für dessen Schöpfung empfinden. Diese äussert sich u.a. darin, dass sie vor dem Essen ein Tischgebet sprechen und damit kundtun, dass ihr Wohlsein nicht selbstverständlich ist (diese Haltung steht im Kontrast zum ‚ökonomisierten’ Menschen, der sich nicht selten durch eine unreflektierte Anspruchshaltung auszeichnet).
Wir dürfen prinzipiell davon ausgehen, dass uns Menschen in entspannten Momenten dieses Wohlsein von Natur aus gegeben ist. Und zwar ist die Grundeinstellung des menschlichen Lebens derart, dass wir uns gut fühlen, wenn alle unsere Bedürfnisse (wie z.B. Hunger, Durst, soziale Bedürfnisse) befriedigt sind. Der Stellenwert dieses ‚sich-gut Fühlens’ darf nicht unterschätzt werden, weil es uns zu einer hohen Lebensqualität verhilft, alleine auf Grund dessen, dass wir über einen hoch entwickelten Körper verfügen. Dass dem so ist können wir feststellen, wenn wir uns Momenten hingeben, in denen wir uns in einem Ruhe-Modus befinden, wir also zum Beispiel bei schönem Wetter in der Mittagspause gemütlich auf einer Bank sitzen und nichts anderes tun, als die Umgebung zu betrachten und uns von der Sonne wärmen zu lassen. Eine vergleichbare Empfindung kann sich auch einstellen, wenn wir in angenehmer Gesellschaft aufblühen oder uns jemandem in Liebe zuwenden. Dieser Wohlfühl-Modus kann uns durchaus auch in Phasen begleiten, in denen wir uns aktiv betätigen. Er verhilft uns zu guten Leistungen bei der Arbeit, wenn wir uns entkrampft (und im Grunde genommen genussvoll) dem hingeben, was wir gerade tun. Solches Wohlsein ist gewiss ein Grund für Dankbarkeit im Sinne einer hohen Wertschätzung des Lebens.

1 Freund Henning, Lehr Dirk: Dankbarkeit in der Psychotherapie. Ressource und Herausforderung. Hogrefe Verlag, Göttingen, 2020: 47,105